DOPPELRESIDENZ – BEDEUTUNG in der PRAXIS und MEDIATION
Manchmal treten Menschen an mich heran mit dem Auftrag, eine einvernehmliche Ehescheidung durchzuführen, für die Versorgung und Betreuung des Kindes soll das Doppelresidenzmodell vereinbart werden, damit "beide Ehepartner keine Alimente zahlen müssen".
Das ist nicht der Sinn hinter dem Doppelresidenzmodell.
Der Aufenthalt und die Betreuung müssen den Bedürfnissen und Wünschen des Kindes bestmöglich entsprechen, und nicht dem Geldbeutel eines Elternteils.
Völlig in den Hintergrund tritt dann auch oft, dass es weder um einen Anspruch des Vaters noch der Mutter geht, sondern um ein Recht, das einzig und allein dem Kind zusteht.
Eine Doppelresidenz anzustreben mit dem Hintergedanken, keinen Unterhalt für das Kind leisten zu müssen und die 14 Tage im Monat das Kind irgendwo unterzubringen, wird wohl nicht dem Kindeswohl geschweige denn dessen Bedürfnissen gerecht werden.
Voraussetzung für dieses Modell ist unter anderem, dass die Eltern über ein ähnlich hohes Einkommen verfügen, ansonsten ein Ausgleich geschaffen werden muss.
Irrtum: Das Doppelresidenzmodell betrifft nicht nur Leistungen in Geld!
Zusätzlich sollen
von beiden Seiten die gleichen Betreuungsleistungen erbracht und
auch die Naturalleistungen den Bedürfnissen des Kindes entsprechend auf beide Elternteile gleichmäßig aufgeteilt werden.
Wenn all diese Voraussetzungen und Bereitschaften gegeben sind und die Kommunikation zudem auch noch vorteilhaft funktioniert, was in der Mediation optimiert und in der Elternberatung gem § 95 Abs. 1a AußStrG gefestigt wird, kann eine Doppelresidenz dem Kind auch nach der Scheidung Halt und Schutz geben und die Beziehung zu beiden Elternteilen aufrechterhalten bzw gestärkt werden.
Die Eltern können in dieser Situation auch noch eine einzigartige Funktion wahren, die außer ihnen wohl niemand innehaben kann:
Sie sind ein großes Vorbild für ihr Kind, nämlich wie man trotz einer Scheidung verantwortungsbewusst mit dem eigenen Kind und der Situation umgeht!